Land: Frankreich
Region: Jura
Lagen: Arbois, Côtes-du-Jura, Vin de France
Gegründet: 2012
Fläche: 6,5ha
Weinbergs- und Kellerarbeit: Bio und nature
Dick in Jacken, Mützen und Schals eingepackt schauen Jean-Baptiste Menigoz und Florien Kleine Snuverink über ihre Weinberge und in die hügelige Ferne. Vielleicht zwingt die heutige Kälte einem den Eindruck auf, auf jeden Fall haben die Einwohner des Juras etwas von einem Bergvolk - bodenständig, rustikal, geradlinig. Die Region ist ein bisschen ab vom Schuss, liegt nicht auf der geraden Linie, die vom Burgund über das Beaujolais und die Rhône bis zu den Weinregionen der Provence oder des Languedoc führt. So bewahrt sich das Jura nach wie vor eine gewisse Unabhängigkeit, die großen Handelsketten sind hier wenig aktiv. Die Region ist sowohl traditionell, als auch unglaublich jung und dynamisch, momentan eine der spannendsten Weinregionen Frankreichs. Junge Quereinsteiger aus der ganzen Welt treffen hier auf alteingesessene Winzer, die ihre Traditionen immer beibehalten haben und auch die autochthonen Rebsorten Ploussard (auch Poulsard), Trousseau und Savagnin zu verteidigen wussten. Gleichzeitig finden hier auch Chardonnay und Pinot Noir eine Heimat und eine andere Ausdrucksform als im nahen Burgund, das man nicht zu kopieren versucht.
Jean-Baptiste Menigoz ist so ein Quereinsteiger, auch wenn er schon seit 2002 Wein macht, zunächst als "Amateur", wie er sagt. Er arbeitete eigentlich als Grundschullehrer und später in weiterführenden Schulen für die Integration von behinderten Schülern in den Klassen. Zu dieser Zeit war er überzeugt, dass er nie ein Weingut gründen würde. Nichtsdestotrotz war es 2012 soweit, nachdem ihn der Winzer Stéphane Tissot, bei dem er ein Praktikum absolvierte, überzeugte, dass er das alles schon viel zu ernsthaft betreibt, um ewig Amateur zu bleiben. Nach zwei Jahren Teilzeit gab er 2014 seine Anstellung an der Schule in Arbois auf und widmet sich seitdem ausschließlich den Bottes Rouges. Der Name des Weinguts ("Die roten Stiefel") ist übrigens eine Hommage an die französische Punkband Les Wampas und ihr gleichnamiges Lied.
2014 ist auch das Jahr, in dem Florien Kleine Snuverink zu dem Projekt hinzustößt. Die Niederländerin führte in Amsterdam das Café Schiller, wo sie eine tolle Auswahl an Naturweinen anbot. Irgendwann war die Lust, genauer zu entdecken, wie diese Weine gemacht werden zu groß und sie zog nach Frankreich. Über das Beaujolais landete sie schließlich im Jura, wo sie der perfekte zweite Stiefel im Team wurde und sich mit Jean-Baptiste die Arbeit teilt.
Und Arbeit gibt es für die beiden viel. Die knapp sieben Hektar bewirtschaften sie alleine, nur gelegentlich mit einer Hilfskraft. Alle Weinberge wurden von Anfang an auf biologischen Anbau umgestellt, was mehr Handarbeit erfordert. Die Weine sind der unverfälschte Ausdruck der Weinberge und der vielen kleinen Parzellen, mit unterschiedlichen Böden, Ausrichtung, Weinstockalter. Auch der Jahrgang findet jedes Jahr so wie er ist in die Flasche. "Wir arbeiten das ganze Jahr über zu hart im Weinberg, um das, was er hervorbringt, hinterher im Keller in etwas anderes zu verwandeln".
Das, was die Weinberge, Jean-Baptiste und Florien hervorbringen, sind filigrane Rot- und Weißweine, jeder mit seiner ganz eigenen Persönlichkeit, von rustikal zu floral, lebhaft zu beseelt. Für jeden ist etwas dabei, oder, wie man in Frankreich sagt "Chacun trouve chaussure `a son pied" - "Jeder findet den passenden Schuh für seinen Fuß". Am besten einen roten Stiefel.