GEORGES DESCOMBES

"Le Noun" - Wie alle alteingesessenen Vertreter des vin nature im Beaujolais hat auch Georges Descombes einen Spitznamen, der so selbstverständlich ist, dass man erst kurz über seinen eigentlichen Vornamen nachdenken muss.

Bevor Georges zum Winzer wurde, kümmerte er sich um das Abfüllen der Weine anderer. Die mobile Abfüllanlage, mit der er durch das Beaujolais kreuzte, war seine Eintrittskarte zu vielen Weingütern, deren Weine er so zu probieren bekam (die unglaubliche Gastfreundschaft im Beaujolais macht es geradezu unmöglich ein Weingut zu verlassen, ohne mindestens einen, manchmal auch Dutzende Weine eingeschenkt bekommen zu haben). Ein Aha-Erlebnis waren damals die Weine Marcel Lapierres, Anfang der 1980er der Pionier des Naturweins aus Villié-Morgon.

Seit Ende der 1980er macht auch Georges, dessen Vater schon Weinberge besaß, Wein und hat seit Beginn die von Marcel Lapierre angewandten Prinzipien (Vinifikation ohne Zusatz von industrieller Hefe, SO2 und anderer chemischer önologischer Produkte) genutzt. In den 30 Jahren die seit seinen Anfängen vergangen sind hielt er unbeirrbar daran fest, auch zu Zeiten, zu denen er und andere ähnlich arbeitende Winzer von breiten Publikum als Spinner abgetan wurden.

Heute bewirtschaftet er 15 Hektar und produziert Weine aus der Hälfte der 10 Cru-Lagen des Beaujolais, die von Jahr zu Jahr die schreckliches Erinnerungen an bananigen Beaujolais Nouveau weiter in die Ferne rücken lassen. Viele Top-Restaurants der ganzen Welt, von Paris über New York bis nach Tokyo führen Georges Weine. Man schätzt an ihnen die wunderbare Trinkbarkeit, die sie für viele Speisen zur idealen Begleitung machen, ihre Eleganz und Lebendigkeit, sowie den verhältnismäßig erschwinglichen Preis im Gegensatz zu anderen Regionen Frankreichs. Dass Cru Beaujolais den Vergleich mit Weinen aus dem Burgund oder der nördlichen Rhône keinesfalls scheuen muss, stellen ältere Flaschen immer wieder unter Beweis. Beaujolais von den richtigen Winzern kann nicht nur locker 20 Jahre reifen, er entwickelt auch eine Komplexität und Finesse, die durchaus an Burgund des gleichen Alters heranreichen kann.

Keinem der an zwei Händen abzuzählenden Winzer der eingeschworenen Gemeinschaft der ersten Generation der Naturwinzer in und um Villié-Morgon ist deswegen Verbitterung oder Triumphalismus anzuerkennen. Nur eine stille Genugtuung und die schlichte Freude, dass es aus ganz Frankreich und aus anderen Ländern mehr und mehr Weine gibt, die sie gerne trinken.